
Zu wenig Kinder im Osten – Kitas vor dem Aus
Ein demografischer Wandel mit Folgen: In vielen ostdeutschen Regionen drohen Kindertagesstätten zu schließen, weil immer weniger Kinder geboren werden.
Leere Gruppenräume, überzählige Erzieherinnen und Einrichtungen kurz vor der Schließung – in Teilen Ostdeutschlands zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab. Aufgrund sinkender Geburtenzahlen müssen immer mehr Kitas ihre Türen schließen oder deutlich verkleinert werden. Besonders betroffen sind Regionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen.
„Wir hatten früher Wartelisten – heute kämpfen wir um jedes Kind“, berichtet die Leiterin einer Kita in der Altmark. Ihre Einrichtung wird ab dem kommenden Jahr nur noch eine Gruppe betreiben. Die zweite fällt weg, weil schlicht keine Kinder mehr angemeldet wurden. Die Folgen sind hauptsächlich im Osten allgegenwärtig. Selbst in boomenden Städten wie Leipzig (Sachsen) werden über 4000 Kita-Plätze nicht gebraucht. Um Entlassungen abzuwenden, beschloss der Sächsische Landtag ein Kita-Moratorium. Die Einrichtungen sollen ihren Personalschlüssel verbessern. Komplette Schließungen werden damit aber nicht abgewendet. In Halle verhängte der Eigenbetrieb Kita einen Einstellungsstopp: elf Azubis und 30 Erzieher mit befristeten Verträgen können nicht weiter beschäftigt werden.
Ursachen: Abwanderung und Überalterung
Die Gründe sind vielfältig, aber gut bekannt: Viele junge Menschen verlassen die Region auf der Suche nach Ausbildung und Arbeit – oft für immer. Zurück bleiben ältere Generationen, wodurch die Geburtenzahlen weiter sinken. Auch wirtschaftliche Unsicherheit, geringe Einkommen und fehlende Zukunftsperspektiven in strukturschwachen Gegenden tragen zur Entwicklung bei.
Auswirkungen auf Infrastruktur und Arbeitsplätze
Die Schließung von Kitas trifft nicht nur die Familien, sondern auch das Personal. Gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher finden in ihrer Region kaum Alternativen – viele müssen pendeln oder in andere Bundesländer abwandern. Zudem leidet die gesamte soziale Infrastruktur: Weniger Kinder bedeuten langfristig auch Schulschließungen, weniger Sport- und Freizeitangebote sowie eine sinkende Nachfrage nach Familienwohnungen.
Lösungen gesucht
Politiker und Gemeinden stehen unter Druck. Wie kann man junge Familien zum Bleiben oder zur Rückkehr bewegen? Gefragt sind Investitionen in Lebensqualität, Arbeitsplätze, Digitalisierung – und familienfreundliche Politik. Einige Kommunen versuchen bereits gegenzusteuern: mit Begrüßungsgeldern für Neugeborene, günstigem Wohnraum oder Zuschüssen zur Kinderbetreuung.
Langfristig aber, so Experten, werde auch Zuwanderung eine wichtige Rolle spielen müssen, um den Bevölkerungsrückgang zu bremsen.
Fazit
Die sinkenden Geburtenzahlen im Osten sind mehr als nur eine Statistik. Sie verändern das Leben in den betroffenen Regionen spürbar – und fordern Politik und Gesellschaft gleichermaßen heraus. Wenn Kitas schließen müssen, ist das ein Weckruf: Es braucht neue Ideen, Mut und nachhaltige Konzepte, um dem demografischen Wandel zu begegnen.
Testbericht